Die Virus-Artige Verbreitung von digitalen Informationen kennt mittlerweile – ob bewusst oder unbewusst – wirklich jeder. Uns gefällt ein besonders süßes Katzenvideo, bekommt es ein „Daumen hoch“ oder ein „Gefällt mir“ und wird geteilt. Die eigene Freundesliste tut ihr Übriges, um dieses Video weiter zu publizieren und zu verbreiten. Bei ein paar hundert Freunden in der Liste, passiert dies so schnell, wie sich ein Waldbrand bei trockenem Gehölz und gutem Wind verbreitet. Das heißt: Sehr schnell!
Nun stellte sich in erster Linie die Wirtschaft, insbesondere der Handel, die Frage, wie aus diesem Phänomen ein Nutzen zu ziehen wäre. Die Idee mit dem Mixer, der Golfbälle und andere feste Materialien in Sekundenschnelle pulverisierte war geboren. Der Unternehmer startete seine Kampagne mit einem Budget von 50 US-Dollar und schaffte damit eine Umsatzsteigerung von 700 Prozent. Das einzige, was er für seinen Erfolg brauchte, war eine witzige Idee, die der Community gefiel und schon wurde geklickt und geteilt, was das Zeug hielt.
Virales Marketing in Form von Werbung nutzt nur der Wirtschaft und den Großkonzernen und die beliebten Katzenvideos dienen auch eher der allgemeinen Unterhaltung, als dass sie mit Bildungswert glänzen oder Probleme beseitigen.
Der virale Kampf gegen wirkliche, aktuelle Probleme hat begonnen
Like a Girl – wie ein Mädchen – wer kennt diese Aussage nicht? Stimmt! Jeder kennt sie, sogar kleine Jungen bekommen, bei der einen oder anderen Gelegenheit zu hören „stell dich nicht an wie ein Mädchen!“ Wie wird diese Aussage aber nun assoziiert? Denken wir dabei positiv an das weibliche Geschlecht? Wohl eher nicht. Wir fassen es also schon als kleine Kinder so auf, dass alles was Mädchen tun schwach, halbherzig und weinerlich ist und schlichtweg unter jeder halbwegs normalen Leistung liegt.
Dabei sehen die Fakten doch schon seit Ewigkeiten anders aus. Frauen werden erstklassige Kampfpilotinnen, sie werden Spitzensportlerinnen, sie mischen kräftig in der Weltpolitik mit und sie gebären nach wie vor den Nachwuchs! Frauen sind stark, verbinden Beruf, Kinder und Haushalt perfekt, kümmern sich um alle wichtigen Angelegenheiten und haben die Termine der ganzen Familie im Kopf. Frauen sind wahre Organisationsgenies!
Viele unternehmerisch erfolgreiche Männer, bestätigen die Tatsache, dass Frauen oft sauberer, ordentlicher und sorgfältiger arbeiten als Männer. Das einzige Manko einer Frau, wäre demnach ihre schwächer ausgeprägte Muskulatur. Kann das den Frauen wirklich angekreidet werden?
Dies soll sich natürlich nicht zu einem weiteren Gender-Kampf entwickeln, aber es gehört eben etwas, gegen vorhandene Missstände getan. Die engagierte Dokumentarfilmerin und Fotografin, Lauren Greenfield, lies Männer, Frauen und Kinder vor ihre Kamera und bat sie zu demonstrieren, was es heißt, Laufen, Werfen und Kämpfen – like a Girl – zu tun. Das Ergebnis schockierte weltweit und öffnete die Augen von über 80 Millionen Menschen.
Rund um den Globus erkannte die Community, dass für Jungen und Mädchen – im Alter von etwa 10 bis 12 Jahren – like a Girl – bedeutet, sich wie komplett untalentierte und alberne Wesen zu benehmen. Sie liefen, als hätten sie eine Wachstumsstörung, Warfen Luftbälle, als sollten sie nur eine Weite von 50 cm erreichen und kämpften wie lustige Cartoon-Kängurus. Wie viele Mädchen sich wohl gedacht haben „Hey, ich hätte es auch so dargestellt, aber das ist doch nicht wirklich so! Ich bin nicht so! Ich bin stark!“ Ein Raunen ging um die Welt und viele Stimmen folgten, auch außerhalb der Community.
Virales Marketing als Waffe für Gleichbehandlung von Mann und Frau
Einer Studie zu Folge, meinen zwei von drei Männern, dass sie es sich in Zukunft zwei Mal überlegen werden, bevor sie die Phrase – like a Girl – gegen jemanden richten. Eine aktuelle Studie belegt, dass 76 Prozent der Mädchen zwischen 16 und 24 Jahren, nachdem sie das Video gesehen hatten, nicht mehr der Meinung waren, dass der Ausdruck *wie ein Mädchen*, negativ wäre.
Anfang Februar 2015 wurde das Video „LIKE A GIRL“ in einer gekürzten 60-Sekunden Fassung beim amerikanischen Super Bowl übertragen. Im März 2015 knüpften die Verantwortlichen an den Erfolg des Videos an und drehten eine Fortsetzung, um jungen Mädchen zu helfen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Auch dieser Clip „Always#wie ein Mädchen – Zusammenhalt macht stark“ darf wieder fleißig geliked und geteilt werden. Ganz ohne Werbung geht es auch in diesem Fall nicht, der Spot wurde vom Binden Hersteller Always finanziert und durch die Verbreitung des Videos polierte auch dieser sein positives Prestige auf.